Arten der Magie in der Fantasy | Yvonne Orrego (2024)

Hermetische und intuitive Magie

In der Fantasy erschaffen Autorinnen und Autoren eigene Welten, in denen Magie oft ein Bestandteil ist. Welchen Regeln diese Magie unterliegt, entscheiden die Schreibenden selbst. Der Weltenbau – so wird es genannt, wenn Autorinnen und Autoren Welten für ihre Geschichten bauen – unterliegt dabei jedoch Regeln und Prinzipien, die in sich stimmig sein müssen.

Auf eine Möglichkeit, Magie grundsätzlich zu unterscheiden, machte mich vor ein paar Jahren eine andere Autorin aufmerksam, indem sie mich fragte, ob ich denn hermetische oder intuitive Magie verwende. Ich habe damals das erste Mal von hermetischer und intuitiver Magie gehört, doch meine Neugier war geweckt.

Bei meinen Recherchen bin ich oft in Wikis zu RPGs (Role Playing Game) und Pen and Paper-Foren und Regelwerken fündig geworden. Dort gibt es häufig die hermetische Magie, aber auch intuitive Magie wird erwähnt. Oft wird intuitive Magie auch im Zusammenhang mit weißer Magie auf Seiten von „Hexenschulen“ erwähnt.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, Magie zu unterschieden – oder eben nicht. Dies ist nur eine Art, aber eine ganze interessante, wie ich finde.

Auf geht’s: Erforschen wir den Kern der Magie.

[Wenn du mehr über Magie in fantastischen Welten wissen möchtest, dann höre dir Folge 1 meines Podcasts „Fantastische Welten“ an.]

Hermetische Magie: Die Wissenschaft der Zauberwelt

Der Begriff „hermetische Magie“ leitet sich von den Lehren des Hermes Trismegistus ab und bezieht sich auf eine Form der magischen Praxis, die auf den hermetischen Schriften und der hermetischen Philosophie basiert. Diese Art der Magie ist stark von mystischen und esoterischen Traditionen geprägt und hat ihren Ursprung in der spätantiken und mittelalterlichen Alchemie und Philosophie. Einige wichtige Aspekte und Hintergründe der hermetischen Magie sind:

Hermes Trismegistus:

Der Name „Hermes Trismegistus“ bezieht sich auf eine mythische Figur, die als eine Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes und des ägyptischen Gottes Thot angesehen wird. Dieser legendäre Weise soll der Verfasser einer Sammlung von Schriften sein, die als „Hermetica“ bekannt sind. Die Hermetica enthält philosophische, alchemistische und spirituelle Lehren und gilt als Quelle der hermetischen Magie.

Hermetische Philosophie:

Die hermetische Philosophie betont die Idee, dass es eine verborgene, universelle Weisheit gibt, die es den Eingeweihten ermöglicht, die Naturgesetze zu verstehen und magische Kräfte zu nutzen. Dieses Wissen wird oft als „Alles ist eins“ oder „As Above, So Below“ zusammengefasst, was bedeutet, dass die Prinzipien des Mikrokosmos (der individuellen Welt) den Prinzipien des Makrokosmos (des Universums) entsprechen.

Alchemie:

Die hermetische Magie ist eng mit der alchemistischen Tradition verbunden. Alchemie ist nicht nur die Suche nach der Umwandlung von Blei in Gold, sondern auch eine spirituelle Reise zur Selbstvervollkommnung und Erleuchtung. Hermetische Alchemisten glaubten, dass die äußere Transformation von Materie eine Reflexion der inneren Transformation des Alchemisten selbst sei.

Magische Praktiken:

Hermetische Magie beinhaltet oft die Verwendung von Symbolen, Ritualen, Gebeten und Meditationen, um eine Verbindung zur spirituellen Welt herzustellen und magische Kräfte zu aktivieren. Astrologie, Numerologie und die Arbeit mit den Elementen sind ebenfalls häufige Bestandteile hermetischer magischer Praktiken.

Hermetische Magie: Anwendungsbereiche

Arten der Magie in der Fantasy | Yvonne Orrego (1)

Hermetische Magie ist in Fantasy-Welten oft stark strukturiert und reglementiert. Sie basiert auf klaren Regeln und Gesetzen, die von Magiern erlernt und beherrscht werden müssen. Ein magisches System, das hermetische Magie verwendet, enthält oft Elemente wie Zaubersprüche, magische Runen, Alchemie und die Verwendung von magischen Gegenständen. Charaktere müssen oft büffeln, üben und ihre Fähigkeiten perfektionieren, bevor sie die Magie meistern können. Das schafft Spannung und ermöglicht es den Lesern, mit den Charakteren mitzufühlen, während sie ihre Reise der Selbstentdeckung unternehmen.

Zaubersprüche

Einer der bekanntesten Aspekte hermetischer Magie sind Zaubersprüche. Magier müssen bestimmte Formeln, Gesten oder spezielle Requisiten verwenden, um magische Effekte zu erzielen. Das kann das Werfen von Feuerbällen sein oder die Heilung von Wunden. Ein berühmtes Beispiel für ein solches System ist die magische Schule Howards in der Harry-Potter-Reihe, in der Schüler Zaubersprüche erlernen und anwenden müssen, um ihre magischen Fähigkeiten zu entfalten.

Magische Gegenstände

Hermetische Magie kann auch die Schaffung und Verwendung von magischen Gegenständen umfassen. Diese Artefakte sind oft mit Kräften oder Flüchen versehen und können das Schicksal der Charaktere maßgeblich beeinflussen. Ein bekanntes Beispiel ist der Ring in J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“.

Elementarmagie

Bei der Elementarmagie bilden die klassischen Elemente – Erde, Wasser, Feuer und Luft – die Grundlage. Magier können diese Elemente kontrollieren und sie in verschiedenen Kombinationen nutzen, um unterschiedliche Effekte zu erzeugen. Zum Beispiel kann die Kombination von Feuer und Wasser Dampf erzeugen, während Erde und Luft die Fähigkeit zur Telekinese verleihen könnten. Elementarmagie wird bspw. in „Avatar – der Herr der Elemente“ angewendet.

Blutmagie

Blutmagie wird oft als gefährliche und moralisch zwiespältige Form der Magie dargestellt. Sie erfordert Opfer und geht oft mit einem hohen Preis einher. Die Nutzung von Blut als magischem Medium kann die Charaktere vor moralische Dilemmas stellen und die Konflikte und die Spannung in der Handlung verstärken, wie bspw. in „The Kingkiller Chronicle“ von Patrick Rothfuss

Nekromantie

Die Nekromantie ist eine gefährliche und oft düstere Form der Magie, die die Macht über Leben und Tod verleiht. Diejenigen, die sie beherrschen, können untote Armeen erschaffen oder die Seelen der Toten kontrollieren, was häufig zu Konflikten und Bedrohungen für die Welt der Geschichten führt. Ein Beispiel ist die Tolkiens Welt, in der es den Nekromanten Sauron gibt, der die Macht über die Untoten, die Nazgûl, ausübt.

Runen

Runen sind ein faszinierendes Element in vielen Magiesystemen. Sie werden oft als magische Schriftzeichen oder Symbole verwendet, die Macht, Wissen oder Verbindung zu höheren Kräften repräsentieren. Die Charaktere verwenden Runen, um Rätsel zu lösen, Mächte zu beschwören, Nachrichten zu übermitteln oder ihre Welt auf spirituelle Weise zu erkunden. Ein Beispiel ist „Die Chroniken der Unterwelt“ in der die Schattenjäger durch Runen ihre besonderen Fähigkeiten verstärken.

Intuitive Magie: Die Mysterien der inneren Kräfte

Der Begriff „Intuitive Magie“ bezieht sich auf eine Form der magischen Praxis, bei der Magie durch Intuition, Empathie und persönliche Verbindung zur Umwelt und zur inneren Spiritualität ausgeübt wird. Im Gegensatz zur hermetischen Magie, die oft auf strengen Regeln und Ritualen basiert, ist die intuitive Magie weniger strukturiert und reglementiert. Sie ermutigt die Praktizierenden, auf ihre Gefühle, Instinkte und inneren Kräfte zu vertrauen. Diese Art der Magie ist oft eng mit Naturmagie und spirituellen Praktiken verbunden. Einige wichtige Aspekte und Hintergründe der intuitiven Magie sind:

Natürliche Verbundenheit:

Intuitive Magie betont die natürliche Verbundenheit zwischen den Menschen und ihrer Umgebung. Praktizierende glauben, dass sie durch eine tiefe Beziehung zur Natur, den Elementen und den spirituellen Kräften um sie herum magische Fähigkeiten entwickeln können.

Instinktive Praktiken:

In der intuitiven Magie werden oft Praktiken wie Meditation, Träumerei und Visionssuche verwendet, um innere Führung und Erkenntnisse zu erhalten. Es geht darum, die intuitiven Kräfte des Geistes zu nutzen, um Einblick in die spirituelle Welt zu gewinnen.

Naturmagie:

Ein wichtiger Bestandteil der intuitiven Magie ist die Arbeit mit der Natur und den Elementen. Praktizierende können Kräuter, Steine, Bäume und andere natürliche Objekte verwenden, um Heilung, Schutz oder andere magische Zwecke zu erreichen. Diese Praktiken sind oft in schamanischen Traditionen zu finden, in denen die Natur als lebendig und beseelt betrachtet wird.

Emotionale und spirituelle Intuition:

Intuitive Magie kann auch die Fähigkeit zur Interpretation von Träumen, zur Wahrnehmung von Energien und zur Kommunikation mit spirituellen Wesen einschließen. Emotionen und Gefühle werden als wichtige Indikatoren für die richtigen magischen Handlungen betrachtet.

Intuitive Magie: Anwendungsbereiche

Arten der Magie in der Fantasy | Yvonne Orrego (2)

Intuitive Magie oft weniger strukturiert und erlaubt es den Charakteren, auf ihre inneren Kräfte und Instinkte zu vertrauen. Diese Form der Magie wird oft als geheimnisvoll und unergründlich dargestellt und kann von Naturmagie bis hin zur Telepathie reichen. Die Charaktere müssen lernen, auf ihre Intuition zu hören und ihre inneren Kräfte zu verstehen, was eine tiefgehende Entwicklung und Entfaltung ihrer Persönlichkeiten ermöglicht.

Naturmagie

Ein häufiges Beispiel für intuitive Magie ist die Verbindung zur Natur. Charaktere können sich mit der Umwelt und den Elementen verbinden, um magische Kräfte zu entfesseln. In der Welt von „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss können Magier die Energie der Natur nutzen, um ihre Fähigkeiten zu verstärken.

Telepathie und mentale Magie

In Geschichten, die intuitive Magie verwenden, können Charaktere Gedanken lesen, in die Träume anderer eintauchen oder die Realität mit ihrem Geist beeinflussen. Dies verleiht den Charakteren eine tiefgehende mystische Aura und eröffnet viele Möglichkeiten für Intrigen und Enthüllungen. In „Die Chroniken von Narnia“ von C.S. Lewis gibt es Charaktere wie Aslan und die Hexe, die telepathische Fähigkeiten besitzen. Sie können durch Gedanken kommunizieren und Informationen übertragen.

Tierkommunikation und Gestaltwandeln

In diesem Magiesystem haben Charaktere die Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren und deren Gedanken und Emotionen zu verstehen. Sie können auch in die Gestalt von Tieren wechseln, indem sie sich mit deren Essenz verbinden. Dies ermöglicht es ihnen, die Welt aus der Sicht der Tiere zu erleben und deren Fähigkeiten zu nutzen. Ein Beispiel hierfür findet sich in „Der goldene Kompass“ von Philip Pullman. In dieser Fantasy-Trilogie können einige Charaktere, darunter die Hauptfigur Lyra, die Fähigkeit zur Tierkommunikation erlernen. Sie können mit ihren tierischen Begleitern, sogenannten „Dæmonen“, sprechen und telepathisch kommunizieren.

Traummagie

Mit dieser Art von Magie können Charaktere ihre Träume bewusst steuern und manipulieren, um die Realität zu beeinflussen. Sie können in die Träume anderer eindringen, Informationen sammeln oder Illusionen erschaffen, die in der Wachwelt wirksam sind. Dieses Magiesystem wird oft in surrealen Geschichten wie Christopher Nolans „Inception“ verwendet. In diesem Science-Fiction-Film nutzen die Charaktere eine Technologie, um in die Träume anderer Menschen einzudringen und deren Gedanken zu manipulieren. Sie können Informationen stehlen, Ideen einpflanzen und die Realität in den Traumwelten verändern.

Kraft der Emotionen

In diesem Magiesystem sind die Gefühle und Emotionen der Charaktere die Quelle ihrer Magie. Je stärker ihre Gefühle sind, desto mächtiger werden ihre magischen Fähigkeiten. In der Welt von Harry Potter spielen Emotionen eine wichtige Rolle in der Magie. Zum Beispiel kann die mächtige Patronus-Zauberspruch nur gewirkt werden, wenn der Zauberer positive Emotionen wie Glück und Freude empfindet. Ebenso kann der „Unverzeihliche Fluch“ nur von jemandem gewirkt werden, der Hass und Zorn in sich trägt.

Hermetische oder intuitive Magie – oder eine Kombination?

Ob hermetische oder intuitive Magie, die Vielfalt der Magiesysteme in der Fantasy-Literatur bereichert unsere Lesereise auf einzigartige Weise. Während hermetische Magie Struktur und Regeln bietet, um Charaktere zu fordern, erweckt intuitive Magie die geheimnisvollen Kräfte unserer Vorstellungskraft zum Leben. Die Wahl eines bestimmten Magiesystems beeinflusst nicht nur die Handlung, sondern auch die Charakterentwicklung und die Atmosphäre der Geschichte.

Aber hermetische und intuitive Magie müssen einander nicht ausschließen. In einer Geschichte, in der Magier büffeln müssen, um zaubern zu lernen, kann es dennoch auch Elemente intuitiver Magie geben. Die verschiedenen Magiesysteme, sei es in der hermetischen oder intuitiven Magie, bieten eine Fülle von Möglichkeiten, um einzigartige Welten und Charaktere zu schaffen und die Handlung in aufregende Richtungen zu lenken. Damit tragen sie zur Vielfalt und Faszination der Fantasy-Literatur bei.

Magische Urban-Fantasy

Arten der Magie in der Fantasy | Yvonne Orrego (3)

In meiner Fantasy-Welt, in der meine Urban-Fantasy-Serie mit dem Protagonisten Karl spielt, gibt es vor allem hermetische Magie. Es gibt Zaubersprüche und -bewegungen, magische Gegenstände, Portale und vieles mehr.

Die Magier müssen lernen, ihre Magie zu kontrollieren, wie man Zauber webt und wie man mit Portalen reisen kann. Das kann, je nach Begabung und Veranlagung, sehr lange dauern. Die Magier haben unterschiedlich stark ausgeprägte Fähigkeiten, wodurch es zu einem Kräftegefälle kommt, das für viele Konflikte sorgt.

Ganz besonders viel Spaß macht es mir, Magie und Technik miteinander zu kombinieren. Aber es gibt auch Elemente der intuitiven Magie, die in dieser fantastischen Welt von Karl zu finden sind. Mehr dazu gibt es in meinem Blogartikel, den ich zur Magie in meinen Büchern geschrieben habe.

Einen ersten Eindruck von dieser magischen Welt, in der meine Urban-Fantasy-Bücher spielen, bekommst du übrigens in der Kurzgeschichte „Geistersocken“, die du von mir geschenkt bekommst, wenn du dich für den Newsletter „Magische Post“ anmeldest.

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Author: Sen. Emmett Berge

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Name: Sen. Emmett Berge

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Job: Senior Healthcare Specialist

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